«Mut und Offenheit bringen uns gemeinsam weiter»
Text: Daniel Göring, Fotos: Bettina Grässli
Es hätte ein Tag voller Vergnügen auf den vielseitigen Pisten der Engstligenalp werden sollen. Doch nach einem Sturz mit dem Snowboard lag Sarah Muri auf einmal mit Schmerzen im Brustbereich in einem Spitalbett in Frutigen. Die Untersuchungen zeigten zwar bald, dass sie sich bei ihrem Unfall im Schnee nicht gravierend verletzt hatte. Rippen und Lunge wiesen keine sichtbaren Schädigungen auf. Der unveränderten Schmerzen wegen entschied Sarah Muri jedoch, die Nacht über in der Obhut des Spitalpersonals zu bleiben.
Menschlichkeit erfahren
Ein Entschluss den sie nicht bereut. «Ich bin fasziniert, von der Menschlichkeit, die ich erfahren habe.» Das Pflegepersonal habe sich fürsorglich um sie und ihre Bettnachbarinnen gekümmert. Die Patientin neben ihr, der es nach einem Eingriff an der Hüfte speiübel gewesen sei, hätten die Pflegerinnen «hennegut» versorgt. Und Sarah Muri erhielt, ohne darum bitten zu müssen, einen Kopfhörer ausgehändigt. Er half ihr, das Schnarchen einer anderen Patientin auszusperren und liess sie ruhiger schlafen. Zu schätzen wusste sie auch die Offenheit, die sie im Gespräch mit dem Chefarzt für Orthopädie, Ulrich Stricker, wahrgenommen habe.
Wieder zu Hause, las Sarah Muri die Broschüre «Fehler vermeiden – helfen Sie mit» aufmerksam durch. Sie hatte das Druckerzeugnis im Spital ausgehändigt erhalten. Es soll Patientinnen und Patienten animieren, Fragen zu stellen, aufmerksam zu sein und allfällige Zweifel zu äussern. «Auch in einem Spital können Fehler passieren – wie überall, wo Menschen arbeiten.» Es war dieser Satz auf Seite 2, der bei Sarah Muri auf besondere Resonanz stiess. «lch finde es mutig, wenn ein Spital sich nicht bloss selbst rühmt, sondern offen dazu steht, dass es zu Fehlern kommen kann.»
Den Mut haben, etwas zu sagen
Die Ehrlichkeit und die Transparenz in der Broschüre widerspiegelten für Sarah Muri, was sie im Spital Frutigen erlebt hatte. Sie erkannte darin auch ein starkes Zeichen von Wir-Gefühl – etwas, das ihr persönlich am Herzen liegt: «Wenn wir Menschen im Team arbeiten, miteinander reden, offen, ehrlich und transparent sind, dann können wir viel mehr erreichen als Jeder für sich.»
Sarah Muri schätzte es zudem, als Patientin ernst genommen und einbezogen zu werden. «Ich freue mich sehr, wenn die Stimme aller erwünscht ist.» Und zum Thema Fehler fügt sie hinzu: «Jeder Einzelne kann seinen Teil der Verantwortung wahrnehmen und dazu beitragen, dass Fehler vermieden werden, indem er seine Zweifel ausspricht.» Dies erfordere zwar manchmal Herzhaftigkeit, komme aber am Schluss sowohl den Patientinnen und Patienten als auch dem Spital zugute. Just diesen Punkt heben die Spitäler fmi AG in ihrer Broschüre ebenfalls hervor: «Wir wissen, dass das manchmal Mut braucht. Aber es lohnt sich. Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, nichts zu sagen oder nicht zu fragen, nur weil Sie sich nicht getrauen!»
«Ich bin extrem dankbar,
dass das Personal gut zu mir geschaut hat.»
Sarah Muri würde sich für eine Behandlung jederzeit wieder ins Spital Frutigen begeben. «Ich habe mich den Umständen entsprechend wohl gefühlt und bin extrem dankbar, dass das Personal gut zu mir geschaut hat.»
Sarah Muri ist verheiratet und Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern. Sie lebt mit ihrer Familie und einem Pudelmischling in Mühlethurnen. Als ganzheitlicher Coach befindet sie sich im Aufbau einer selbständigen Tätigkeit. In ihrer Freizeit fährt sie gerne Snowboard und befasst sich mit dem seelischen und körperlichen Innenleben des Menschen.
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