«Wir bekommen oft einen Dank zu hören»
Nach jedem Eingriff müssen die Operationssäle in den Spitälern Interlaken und Frutigen gereinigt und desinfiziert werden. Darum kümmert sich die OP-Reinigung. Carlos Ribeiro da Silva ist Teamleiter in Interlaken. Er mag die strukturierte Weise des Arbeitens in der OP-Reinigung. Dass er oft Blut zu sehen bekommt, macht ihm nichts aus.
Auf dem Tisch am rechten Rand des Operationsaals liegt gut sichtbar eine rote Karte. Das Zeichen für Carlos Ribeiro da Silva, dass es nach dem soeben beendeten Eingriff eine intensivere Zwischenreinigung braucht. «Die rote Karte bedeutet, dass der Boden zweimal desinfiziert werden muss. Hätte die Pflege eine grüne Karte hingelegt, müssten wir den Boden vor der nächsten Operation nur einmal desinfizieren.»
Er greift nach dem Wischmop und führt ihn in grosszügigen Bahnen über den dunklen Boden. Im Nu sind die Wasserlache in der Mitte des Saals und die diversen
Spritzer darum herum verschwunden. «Je nach Eingriff ist der Boden mehr oder weniger verunreinigt.» In seinen Worten schwingt kein Urteil über die verschiedenen Operationsformen mit. Er hat bloss einen Sachverhalt erklärt. Ruhig, gelassen, freundlich.
«Je nach Operation ist der Boden mehr oder weniger verunreinigt.»
Hohe Anforderungen an Hygiene
Seit neun Jahren arbeitet Carlos Ribeiro da Silva in der OP-Reinigung des Spitals Interlaken. Im Sommer 2022 konnte er die Leitung eines siebenköpfigen Teams übernehmen, nachdem er während zwei Jahren die Funktion des Stellvertreters ausgeübt hatte. Während seine Mitarbeiterin mit der einen Hand den vollen Kehrichtsack und der anderen einen Eimer mit Flüssigkeit hinausträgt, schnappt sich Carlos einen Lappen und beginnt, die beiden einander gegenüberliegenden Türen des Saals und ihre Rahmen abzuwischen. «Griffspuren beseitigen» nennt er diese Aufgabe.
Nach jedem Arbeitsgang legt der 31-Jährige den Lappen frisch zusammen, damit er die nächste Fläche nicht mit dem gleichen Teil des Tuchs behandelt. «Die Anforderungen an die Hygiene in den Operationssälen sind hoch», betont er und macht sich daran, mit einem frischen Lappen die diversen Lampen zu putzen. Zum Schluss schwingt er nochmals den Wischmop über den Boden – nach knapp zehn Minuten ist der Operationssaal bereit für den nächsten Eingriff. Es folgt das Umleeren der Flüssigkeit in eine Entsorgungsflasche und des Abfalls in einen grossen, geschlossenen Kehrichtbehälter. Die benutzte Wäsche lässt Carlos in den dafür vorgesehnen Abwurfschacht gleiten. Als nächstes geht sein Blick zum Bildschirm an der Wand, auf dem die weiteren geplanten Operationen des Tages abgebildet sind.
Er erkennt sofort, dass sein Team noch eine ganze Reihe von Zwischenreinigungen vorzunehmen haben wird. Heute stehen überwiegend kleinere und damit auch kürzere Operationen auf dem Programm. Er nimmt den Umstand ohne die geringste Gemütsregung zur Kenntnis.
Klare Abläufe und Handgriffe
Was gefällt Carlos Ribeiro da Silva an seiner Arbeit in den Operationsräumen? Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: «Es ist alles strukturiert hier. Die Abläufe sind klar und jeder Handgriff ist festgelegt.» Er zückt aus einem Fach im Putzraum die Arbeitsanleitung für eine Zwischenreinigung. Darauf sind die Arbeiten Schritt für Schritt beschrieben.
Persönlich braucht er das mit einer Plastikfolie geschützte Papier eigentlich nicht mehr. Ihm sind die einzelnen Arbeitsgänge und ihre Reihenfolge längst in Fleisch und Blut übergegangen. Apropos Blut: Macht es Carlos nichts aus, täglich die Spuren der Operationen anschauen und sie wegwischen zu müssen? «Ich bin es gewohnt, in diesem Umfeld zu arbeiten und auch Dinge zu sehen, die nicht nur schön sind.»
Arbeit der OP-Reinigung wird geschätzt
Neben der strukturierten Arbeit gefällt Carlos Ribeiro da Silva, dass die Kolleginnen und Kollegen der anderen Bereiche die Einsätze der OP-Reinigung schätzen. «Wir bekommen oft einen Dank zu hören, denn wir machen einen wichtigen Job.»
Doch es braucht nicht immer Worte. Carlos sieht die Dankbarkeit manchmal in den Augen der Kolleginnen und Kollegen, wie er lächelnd hinzufügt. So macht es ihm auch weniger, wenn es nach einer Operation für einmal etwas mehr Spuren zu beseitigen gibt.
OP-Reinigung
Die OP-Reinigung ist verantwortlich für die Säuberung des Bodens, der Türrahmen und Türen sowie der Lampen in einem Operationssaal. Die Reinigungsarbeiten der Geräte und Apparaturen gehören ins Pflichtenheft der Pflege. Neben den Zwischenreinigungen führt die OP-Reinigung jeden Abend eine umfassendere Endreinigung der fünf Operationssäle in Interlaken durch. Zudem ist sie für die Sterilisation, die Isolationsabteilung, die Tagesklinik und abends sowie am Wochenende für den Notfall zuständig.
Zur Person
Carlos Ribeiro da Silva arbeitet seit Februar 2013 in der OP-Reinigung der Spitäler fmi AG am Standort Interlaken. Seit August 2022 leitet der 31-Jährige ein siebenköpfiges Team. Er ist Familienvater und lebt in Interlaken. In seiner Freizeit schaut der bekennende Fan des FC Porto gerne Fussballspiele.
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