Drei halbe «Kokosnüsse» für Mehlschwalben
Text: Daniel Göring, Fotos: Louis Pasquier/Sandro Hügli
Das Spital Interlaken verfügt über 132 Betten für Patientinnen und Patienten, die eine stationäre Behandlung benötigen. Neuerdings bietet das Spital darüber hinaus auch gefiederten Gästen Unterschlupf. Mehlschwalben finden an der ehemaligen Garage des Rettungsdienstes drei Nester vor. An einer Holzvorrichtung befestigt, hängen sie am waagrechten Vordach zur Weissenaustrasse hin. Wer sie vom Boden aus betrachtet, könnte meinen, es handle sich um drei halbierte Kokosnüsse, die irgendein Spassvogel an dem Gebäude befestigt hat.
Diese drei Mehlschwalbennester gehen mit dem bald beginnenden weiteren Rückbau des alten Spitals Interlaken verloren.
Als Ersatz wurden wettergeschützt an einem anderen Gebäude des Spitals drei Ersatznester installiert.
Ersatz bieten
Den Vögeln zu den nigelnagelneuen Nestern verholfen hat Hans-Heinrich Dieckmann, Leiter Bau- und Grossprojekte der Spitäler fmi AG. Sie sind der Ersatz für die natürlichen Nester, welche die Vögel sich im Verlauf der Jahre am Westflügel des Hauses E eingerichtet hatten. Zwei Etagen oberhalb der Orthopädie zogen sie jeweils ihre Jungen auf. Damit ist nun Schluss. In Kürze wird der letzte noch stehende Teil des aus den Jahren 1905 bis 1955 stammenden Gebäudes abgerissen. An seiner Stelle werden das künftige orthopädische Ambulatorium, der neue Eingang und eine Cafeteria entstehen.
«Tiere sind wichtig, wenn wir ihren Lebensraum wegnehmen, sollten wir ihnen einen Ersatz bieten», begründet Dieckmann seine Initiative, den Vögeln eine neue Bleibe zu verschaffen. Er zog den Verein für Vogelschutz und Vogelkunde «Bödeli» in Interlaken zu Rate und wählte gemeinsam mit Präsidentin Barbara Stäger die Art der Konstruktion und den Standort der Nester aus. Sie bestehen aus natürlichen Materialien wie Mergel, Lehm und Pflanzenfasern.
Barbara Stäger, Präsidentin des Vereins für Vogelschutz und Vogelkunde «Bödeli», erklärt Hans-Heinrich Dieckmann, Leiter Bau- und Grossprojekte der Spitäler fmi AG, die Funktionsweise der Ersatznester.
Gezwitscher abspielen
Da Mehlschwalben die Nähe zu Menschen gewohnt sind, geht Hans-Heinrich Dieckmann davon aus, dass die Vögel, wenn sie nach dem nächsten Winter aus dem Süden zurückkehren, die Nester in Beschlag nehmen werden. Sollten sie diese nicht finden, gibt es einen einfachen Trick, um sie anzulocken, wie der Leiter Bau- und Grossprojekte verrät: «Dann legen wir in eines der Nester ein MP3-Gerät, das Gezwitscher der Vögel abspielt.» Hans-Heinrich Dieckmann wartet schon jetzt gespannt auf den kommenden Frühling.
Kommentare
Herzlichen Dank an Herrn Dieckmann!!!