Wohin, wenn's weh tut?
Die Notfallstationen in der Schweiz werden immer stärker beansprucht – und dies überproportional zum Bevölkerungswachstum, wie die aktuelle Obsan-Studie belegt. Im Berner Oberland kommen zusätzlich die verunfallten und kranken Gäste dazu, die im Spitalnotfall Hilfe suchen. Häufig sind sie hier am falschen Ort. Denn die Notfallstationen sind für die Behandlung besonders komplexer oder schwerer Fälle eingerichtet. Die Gesundheits-Dienstleistenden des Berner Oberlands starten deshalb gemeinsam mit den Tourismusorganisationen eine Informationskampagne für die Lenkung hilfesuchender Gäste. Denn es gibt attraktive Alternativen zum Spitalnotfall.
Apotheken als niederschwellige Anlaufstelle
Was viele nicht wissen: Im Spitalnotfall entscheidet die Dringlichkeit des medizinischen Problems über die Behandlung, nicht die Ankunftszeit. Gerade bei kleineren Beeinträchtigungen und Verletzungen können für Hilfesuchende lange Wartezeiten entstehen. Für solche Fälle sind die Apotheken eine niederschwellige Anlaufstelle. Ohne vorgängige Anmeldung beraten die Apothekerinnen und Apotheker gerne zu Fällen wie Magen-Darm-Beschwerden, Hexenschuss, Insektenstichen und vieles mehr. Bei Bedarf können sie auch gleich das passende Medikament oder Heilmittel mitgeben. Die Apotheken bieten regional einen Notfalldienst an und sind auch abends und am Wochenende erreichbar.
Apotheken und Hausarztnotfälle sind oft eine gute Alternative zum Spitalnotfall, der für komplexe und schwere Fälle eingerichtet ist.
Walk-in Praxen, Hausarztnotfälle und medphone
Manchmal möchte man aber mit einer Ärztin oder Arzt sprechen, z. B. bei länger andauernden Magen-Darm-Beschwerden, starken Grippesymptomen oder Husten, etc. Für diese Fälle gibt es im Berner Oberland nebst den Hausarztpraxen die «Walk-in Clinic» am Bahnhof Interlaken West und das «Medizinische Zentrum Thun» am Bahnhof. Beide stehen tagsüber Personen offen, die zu Besuch sind oder keine Hausärztin oder -arzt haben. Am Abend und am Wochenende werden sie ergänzt vom «Hausarztnotfall Interlaken» und dem «Hausarztnotfall Region Thun». Eine vorgängige telefonische Anmeldung ist für alle genannten Anlaufstellen sinnvoll.
Die Hausärztinnen und -ärzte des Kantons Bern bieten mit dem «medphone» ausserdem einen rund um die Uhr erreichbaren Notruf an. Unter der kostenpflichtigen Telefonnummer +41 900 57 67 47 (3.23/Min.) medizinisch ausgebildete Mitarbeitende, das Problem einzuschätzen und leiten Hilfesuchende an die richtige Stelle.
Lancierung «notfall-beo.ch» zum Start der Wintersaison
Dieses breite medizinische Angebot gibt es schon heute, die Spitalnotfall-Alternativen sind aber noch zu wenig bekannt. Deshalb haben sich die Gesundheits-Dienstleistenden des Berner Oberlands unter dem Lead der Spitäler fmi AG zusammengeschlossen und eine gemeinsame Übersicht erstellt. Die Informationen sind einfach zugänglich unter «notfall-beo.ch». Zusätzlich verteilt werden sie über die Websites der Tourismusdestinationen, Newsletter und Flyer, welche in den Tourist Infos, Hotels und Ferienwohnungen aufliegen.
Der unternehmensübergreifende Auftritt ist ein Novum in der Gesundheitsbranche. Er zeigt, dass sich die Oberländer Gesundheits-Dienstleistenden gemeinsam für eine bedarfsgerechte medizinische Versorgung einsetzen und eng zusammenarbeiten. Das ist wichtig, um die Verfügbarkeit der medizinischen Dienstleistungen in der Region nachhaltig sicherstellen zu können. Denn nebst der Entwicklung der Tarife und Vorgaben stellen auch die demografische Entwicklung und Schliessung vieler Hausarztpraxen immer höhere Anforderungen an die Gesundheitsdienstleistenden im Berner Oberland.