Spitalstandort Frutigen unbestritten – Ärztemangel erfordert Angebotsanpassungen
Älter werdende Patientinnen und Patienten und schliessende Hausarztpraxen stellen die öffentlichen Spitäler vor neue Herausforderungen. Gleichzeitig verschärfen Fachkräftemangel und knappe finanzielle Ressourcen die Situation.Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der Spitäler fmi AG haben deshalb die Strategie für den Standort Frutigen während der letzten Monate überprüft und aktualisiert. Die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) wurde laufend informiert. Eingeflossen sind auch die Erkenntnisse aus dem Austausch mit den regionalen politischen Vertreterinnen und Vertretern, den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie den Gemeindebehörden des Kandertals.
Für Dr. Karin Ritschard Ugi, Verwaltungsratspräsidentin der Spitäler fmi AG, ist klar: «Es braucht das Spital Frutigen, um die Gesundheitsversorgung im östlichen Berner Oberland sicherstellen zu können. Gleichzeitig sind wir gefordert, die knappen personellen und finanziellen Ressourcen optimal einzusetzen.» Der Verwaltungsrat hat nun strategische Entscheide für die Weiterentwicklung des Spitals Frutigen gefällt. Der Regierungsrat des Kantons Bern hat die entsprechende Anpassung der Spitalliste an seiner Sitzung vom 19. März 2025 bestätigt.
Stärkung Notfallstation und stationäres Grundversorgungs-Angebot am Spital Frutigen
Die Hausarztdichte im Kandertal liegt deutlich unter der Empfehlung von einer Vollzeitstelle pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner und wird in den nächsten Jahren weiter abnehmen. Gleichzeitig steigen die Notfall-Konsultationen am Spital. Deshalb hat der Verwaltungsrat entschieden, die Notfallstation am Spital Frutigen zu stärken und die Zusammenarbeit mit den Hausarztpraxen zu intensivieren. Die Behandlung von Hilfesuchenden soll mit einfacheren Prozessen und modernen Untersuchungstechniken noch rascher und besser sichergestellt werden. Auch die stationäre Grundversorgung wird weitergeführt und entwickelt, insbesondere mit Fokus auf ein wohnortnahes Angebot für die ältere Bevölkerung.

Die Behandlung von Hilfesuchenden wird mit einfacheren Prozessen und modernen Untersuchungstechniken noch rascher und besser sichergestellt.
Gebärende werden neu am Spital Interlaken betreut
Wegen fehlendem Personal hat der Verwaltungsrat entschieden, Geburt und Wochenbett per 1. April 2025 ans Spital Interlaken zu verlegen. Denn die Sicherheit von Kind und Mutter hat oberste Priorität. Damit jederzeit ein Notfall-Kaiserschnitt durchgeführt werden kann, muss vor Ort die 7x24 Stunden-Einsatzbereitschaft von Gynäkologinnen, Anästhesieärzten, Hebammen, Anästhesiepflegefachpersonen, Labor- und Operations-Personal sichergestellt sein. Für die 240 Geburten am Spital Frutigen im letzten Jahr konnte das nur mit grossem Engagement von pensionierten Ärztinnen und Ärzten abgedeckt werden. Der Verwaltungsrat dankt allen Beteiligten für diesen ausserordentlichen Einsatz.

Für die grösstmögliche Sicherheit von Kind und Mutter werden Geburt und Wochenbett ans Spital Interlaken verlegt. Alle ambulanten Angebote vor und nach der Geburt bleiben am Spital Frutigen.
Alle in Frutigen angemeldeten Mütter und Beleghebammen sind im Spital Interlaken herzlich willkommen. Auch dort besteht eine langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Beleg- und Spitalhebammen, so dass die Bedürfnisse der werdenden Mütter an die individuelle Geburtsbegleitung umgesetzt werden können. Alle ambulanten Angebote vor und nach der Geburt (Geburtsvorbereitungskurse, Voruntersuchungen, Rückbildung usw.) werden in Frutigen weitergeführt.
Ausbau des psychiatrischen Angebots in Frutigen
Das psychiatrische Behandlungsangebot im Berner Oberland ist knapp, die Wartezeiten sind lang. Deshalb baut die Spitäler fmi AG in Frutigen neu ein stationäres und teilstationäres Angebot auf, welches die bestehenden ambulanten Therapiemöglichkeiten ergänzt. Der wenig genutzte 1. Stock des Spitalanbaus wird umgestaltet und wird für die neue Psychiatriestation Frutigen zur Verfügung stehen. Die Station soll im Herbst 2025 eröffnet werden und wird sich vor allem auf die Therapie und Unterstützung von älteren Menschen (Gerontopsychiatrie) sowie die Krisenbegleitung spezialisieren. Zusätzlich wird angestrebt, ein Mutter-Kind Angebot aufzubauen, welches auf die psychischen Herausforderungen rund um die Geburt fokussiert, wie zum Beispiel die Behandlung von postpartalen Depressionen.
Ab Herbst 2025 werden mit dem Ausbau in Frutigen zehn psychiatrische Betten für einen stationären Aufenthalt von Menschen ab 18 Jahren zur Verfügung stehen. Gleichzeitig wird mittelfristig eine Tagesklinik aufgebaut. Beide Angebote tragen dazu bei, intensivere und auf spezielle Bedürfnisse ausgerichtete Behandlungsmöglichkeiten anzubieten.

Neu baut die Spitäler fmi AG in Frutigen ein psychiatrisches stationäres und teilstationäres Angebot auf. Dieses ergänzt und erweitert die bestehenden Therapiemöglichkeiten im Berner Oberland.
Aufbau «Gesundheitsnetzwerk Kandertal»
Die Spitäler fmi AG ist vom Kanton Bern mit der medizinischen Grundversorgung des östlichen Berner Oberlands beauftragt. Das will sie für die Bevölkerung und touristischen Gäste der Region mit bedarfsorientierten, qualitativ hochstehenden und wohnortnahen Lösungen sicherstellen. Voraussetzung dafür sind genügend qualifiziertes Fachpersonal und die wirtschaftliche Tragbarkeit. Deshalb werden die beiden Standorte Interlaken und Frutigen in den einzelnen Fachdisziplinen künftig noch enger zusammenarbeiten. Kooperationen mit anderen Gesundheitsdienstleistenden werden gestärkt. Dazu gehören andere Spitäler, aber auch Reha-Kliniken, Hausärztinnen und -ärzte, Spitexorganisationen sowie weitere Gesundheitsdienstleistende. Insbesondere im Kandertal wird das Spital Frutigen mit dem «Gesundheitsnetzwerk Kandertal» langfristig eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung der Region wahrnehmen.