Eine Karte mit lächelndem Herz und grossem Dank
Text: Daniel Göring, Fotos: Tino Kistler
Meisterschaftsspiel im Frauenfussball der 2. Liga, das Frauenteam Oberland Ost trifft auf Blauweiss Oberburg aus dem Emmental. Lara Grunder, sonst Torhüterin des Frauenteams Oberland Ost, spielt ausnahmsweise in der Aussenverteidigung. In der 80. Minute befördert sie den nach einem Zweikampf frei neben ihr liegenden Ball mit Wucht in die andere Platzhälfte. Die gegnerische Spielerin aus dem vorherigen Zweikampf verliert derweil das Gleichgewicht und fällt auf das noch gestreckte linke Bein von Lara Grunder.

Lara Grunder in ihrem Element: Mit vollem Einsatz auf dem Fussballplatz
Diese hört ein lautes Knacken, verspürt einen heftigen Schmerz und geht zu Boden. «Mir war sofort klar, dass ich etwas gebrochen hatte», erinnert sich Lara Grunder an den unheilvollen Moment. Sie bekam noch mit, wie ihr Team das Spiel 3:0 gewann, doch im Angesicht ihrer Verletzung geriet das Resultat zur Randnotiz.
Ihre Vorahnung bestätigte sich kurz darauf im Notfall des Spitals Interlaken: Sie hatte eine Fraktur sowohl des Schien- als auch des Wadenbeins erlitten. In einer sofort durchgeführten Operation wurde Lara Grunders Schienbein mit einem Nagel stabilisiert. Da es Zeit brauchte, bis der Unterschenkel vollständig abgeschwollen war und die Behandlung abgeschlossen werden konnte, musste die Amateurfussballerin zwölf Tage im Spital verbringen.
Keine einfache Zeit
«Es war keine einfache Zeit für mich», blickt Lara Grunder zurück. Der Bruch habe ihr starke Schmerzen bereitet und sie konnte sich kaum bewegen, etwas das für die leidenschaftliche Sportlerin ungewohnt und nicht leicht auszuhalten war. Umso positiver hat die Patientin die Behandlung im Spital erlebt. «Alle waren angenehm und haben sich vorzüglich um mich gekümmert», windet sie den Fachleuten ein Kränzchen.
Ein Erlebnis ist ihr besonders in Erinnerung geblieben. Bei einer Versorgung der Wunde spürte die Pflegefachfrau, dass Lara Grunder an diesem Tag besonders mit Schmerzen zu kämpfen hatte. Um die Patientin abzulenken, sagte ihr die Pflegerin, sie solle sich an der weissen Wand gegenüber das Bild eines Ortes vorstellen, an den sie gute Erinnerungen habe. Vor Lara Grunders innerem Auge tauchte wie von selbst eine Felsformation in Schottland auf.
Sie erzählte der sie behandelnden Person von den damit zusammenhängenden Erlebnissen – und vergass darob fast ihre Schmerzen. Am Nachmittag brachte ihr die Pflegefachfrau einen Ausdruck mit einer Reihe von Bildern schottischer Landschaften, inklusive die Felsformation, und hängte das Papier an die Wand. Lara Grunder war platt über die Einfühlsamkeit, die ihr zuteilwurde.
«Die Fachleute, die mich betreuten, haben mehr geleistet, als sie eigentlich müssten.»
Zuvorkommend und hilfsbereit
Doch nicht nur das medizinische Personal, auch die anderen Angestellten hätten sich äusserst zuvorkommend und hilfsbereit gezeigt, anerkennt Lara Grunder. Sie erwähnt einen Mitarbeiter der Gastronomie, der sich gemerkt hätte, dass sie keine Ananas-Joghurts mag. Wenn sich auf dem Essenstablett, das er ihr bringen sollte, aus Versehen doch wieder ein solches befand, habe er dieses kurzerhand durch eines mit anderem Fruchtgeschmack ersetzt. «Die Fachleute aus allen Bereichen, die mich betreuten, haben mehr geleistet, als sie eigentlich müssten», lautet das anerkennende Fazit von Lara Grunder.

Mit einem Lächeln zurück am Ort der Fürsorge: Lara Grunder vor dem Spital Interlaken
Dafür wollte sich die Patientin erkenntlich zeigen. Sie hinterliess bei ihrem Austritt aus dem Spital eine Karte mit dem Titel «Danke viil Mal!» sowie einem Aufkleber in Herzform und lächelnden Gesichtszügen. Neben einem Dank für die «Wahnsinns Arbeit» schrieb Lara Grunder auch einen «für dass ihr d’Ängst und Bedürfnis vo de Patient*inne so ärnscht nähmet…».
Vorfreude auf Personal
Inzwischen hat sich Lara Grunder von ihrem Unterschenkelbruch erholt, doch im Herbst wird sie nochmals ins Spital müssen. Dann wird ihr der Nagel aus dem verheilten Schienbein entfernt. Es wäre vermessen, zu sagen, sie würde sich auf den neuerlichen Krankenhausaufenthalt freuen, aber Lara Grunder wird nach den gemachten Erfahrungen mit einer «guten Einstellung», wie sie es formuliert, ins Spital gehen. Ein besonderes Vorgefühl trägt sie schon heute mit sich: «Ich freue mich darauf, die dort arbeitenden Menschen wiederzusehen.»

Lara Grunder
Lara Grunder ist Gymnasiallehrerin für Deutsch und Sport. Die Freizeit der 29-Jährigen wird über weite Strecken von sportlichen Aktivitäten bestimmt. Neben Fussballspielen beim Frauenteam Oberland Ost wandert Lara Grunder gerne und fährt Ski.
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