Von Blumenbeeten bis zur Weihnachtsdekoration
Text: Daniel Göring, Fotos: Sandro Hügli
Die Rabatte an der Zufahrt zum Seniorenzentrum Weissenau sticht dem Besucher ins Auge. Eingerahmt von Grünpflanzen ist ein bogenförmiges Beet mit Stiefmütterchen in Weiss, Violett und Gelb angelegt. In der Mitte recken zwei Handvoll Tulpen ihre roten und gelben Blütenkelche in die Höhe. Daniel Amacher blickt, die Hände in die Hüfte gestemmt, auf das Werk: «Ich mag bunte Blumenarrangements. Sie erfreuen das Auge und lassen die Umgebung freundlicher wirken.» Ein Ausdruck der Zufriedenheit macht sich auf seinem Gesicht breit.
«Bunte Blumenarrangements lassen die Umgebung freundlicher wirken.»
Zaun abgebaut und Parkuhr geflickt
Daniel Amacher ist Gärtner für das Spital Interlaken und das Seniorenzentrum Weissenau. An diesem Morgen fehlt ihm die Zeit, um die Blumen zu hegen und zu pflegen. Gleich nach Arbeitsbeginn hat er den Maschendrahtzaun rund um den Garten der Demenzabteilung beim Seniorenzentrum abgebaut. Dieser hatte keinen Nutzen mehr, seit eine hölzerne Umzäunung den Garten auf schmuckere Weise begrenzt. Nachher wird sich Amacher auf den Traktor schwingen und den Rasen im unteren Teil des Spitalgeländes mähen.
Daniel Amacher liebt die Arbeit im Freien. Und an seinem Job bei der fmi AG mag er besonders die grosse Selbständigkeit und den Gestaltungsspielraum, den er hier hat.
Dazwischen nimmt er sich Zeit für ein Gespräch über die Arbeit als Gärtner bei der Spitäler fmi AG. Neben ihm am Tisch im Büro hat Ueli Ramseier Platz genommen. Er ist Daniel Amachers Berufskollege im Spital Frutigen. Ihn hat am Morgen als erstes die Parkuhr auf Trab gehalten. Er musste eine technische Störung beheben, damit die Besucherinnen und Besucher, die mit dem Auto kommen, das Gerät wieder mit Münz füttern können. Vor seiner Abfahrt nach Interlaken reichte die Zeit noch, um die Rosen mit einem Mittel gegen Pilzbefall zu spritzen.
Vom Frühjahr bis in den Herbst stehen die Gartenarbeiten im Vordergrund. Daneben sorgen die Gärtner der fmi AG auch in den Innenräumen der Spitäler und Seniorenparks für einen Hauch Natur.
Auch Hydropflanzen gehören dazu
Die vier Arbeitsgänge der zwei Männer an diesem Morgen zeigen exemplarisch die Vielfältigkeit ihrer Aufgabengebiete. Daniel Amacher versucht sie in zwei Sätzen zusammenzufassen: «Wir bepflanzen die Rabatten, schneiden Sträucher, mähen den Rasen, leeren Abfalleimer und wischen die Wege. Im Herbst rechen wir das Laub und im Winter räumen wir den Schnee weg und salzen die Wege.»
Doch die Aufgaben der Gärtner enden nicht an den Eingangstüren. In den Spitälern Frutigen und Interlaken stehen weit über 200 Hydropflanzen. Sie sollen für ein angenehmes Klima sorgen und einen Hauch von Natur in die eher nüchternen Spitalräume bringen. Daniel Amacher und Ueli Ramseier wässern die Pflanzen regelmässig, versorgen sie mit Nährstoffen und befreien sie von welken Blüten oder dürren Blättern. Amacher erwähnt noch eine ganz besondere Aufgabe in Interlaken. «Ich bin für die Weihnachtsdekoration drinnen wie draussen zuständig.» Er verweist auf eine Reihe von Kisten im Lagerraum. Sie sind mit farbenfrohen Kugeln, Kerzen Lamettafäden und einigem mehr gefüllt.
Pflanzen, jäten schneiden, rechen und wässern: Im Spital Frutigen sorgt Ueli Ramseier für blühende Rabatten, duftende Kräutergärten, saubere Wege und gemähte Wiesen.
Biodiversität stärken
Die Begeisterung für ihre Arbeit ist aus den Worten der Beiden herauszuhören. Freiheit, Selbständigkeit und Gestaltungsspielraum: Das sind die Begriffe, die sie unabhängig voneinander verwenden. «Ich kann ganz allein entscheiden, was ich wo anpflanze», erklärt Daniel Amacher. Und Ueli Ramseier ergänzt: «Es ist ein Genuss, so zu arbeiten. Niemand redet mir drein, solange ich alles erledige.»
«Es ist ein Genuss, hier als Gärtner zu arbeiten.»
Seinen Freiraum will das Duo nutzen, um künftig mehr Nachhaltigkeit und Biodiversität in die Gärten der beiden Spitäler zu bringen. Daniel Amacher plant, in Interlaken eine Wiese mit Wildblumen anzulegen, und Ueli Ramseier will die teilweise steilen Borde in Frutigen vermehrt in vielfarbige Blumenwiesen verwandeln.
Es gibt auch mal ein Lob
Saison für Saison pflanzen, jäten schneiden, rechen und wässern die zwei Gärtner rund um die Spitäler Frutigen und Interlaken, sorgen für blühende Rabatten, saubere Wege und gemähte Wiesen. Erhalten sie auch mal ein Lob für ihr Engagement zugunsten von Sauberkeit und Schönheit? «Wenn ich am Pflanzen bin, sprechen mich die Leute manchmal an und sagen mir, wie schön es sei, dass es überall auf dem Areal blüht», führt Daniel Amacher aus.
Nachhaltigkeit und Biodiversität in die Gärten der beiden Spitäler und Seniorenparks der fmi AG sind ein grosses Thema, dem auch künftig viel Beachtung geschenkt wird.
Ueli Ramseier erzählt vom Erlebnis mit einem holländischen Patienten. Wegen eines gebrochenen Beins im Spital, habe der Mann auf der Terrasse sitzend ihm bei der Gartenarbeit zugeschaut. Sie seien ins Gespräch gekommen und es habe sich ein angeregter Austausch über das Gärtnern entwickelt. Monate später erhielt Ramseier einen Anruf des Empfangs. Jemand hatte ein Paket für ihn abgegeben. Als er es öffnete, fand er Blumenzwiebeln darin. Der Patient aus den Niederlanden hatte sie bei seinem nächsten Aufenthalt im Berner Oberland vorbeigebracht. Aus purer Freude über die Arbeit des Frutiger Spitalgärtners.
Zur Person
Ueli Ramseier wohnt in Emdtal, einem Ortsteil der Gemeinde Aeschi bei Spiez. Er ist 60-jährig, verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und eine Enkelin. Nicht nur im Spital Frutigen, sondern auch zu Hause kümmert er sich um die Gartenpflege. Nebenberuflich ist Ramseier Schafzüchter. Seine Herde umfasst aktuell rund 30 Tiere. Er liebt die Natur und ist oft in den Bergen unterwegs.
Zur Person
Daniel Amacher lebt mit seiner Partnerin in Sigriswil. Er liebt es, nicht nur beruflich, sondern auch in seiner Freizeit zu arbeiten. So führt der 42-Jährige unter anderem eine Bar am Greenfield Festival und am Trucker & Country Festival in Interlaken. Seiner Partnerin greift er bei der Pflege ihrer Pferde tatkräftig unter die Arme.
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