Ein Schlüsselanhänger als Zeichen des Danks
Text: Daniel Göring, Fotos: Sandro Hügli
Die Pflegefachfrauen auf der Gynäkologiestation im Spital Interlaken staunten nicht schlecht. Ihre ehemalige Patientin Janina Tessmer schaute kurz vorbei und überreichte ihnen zehn Schlüsselanhänger mit gestrickten Hüttenfinken im Miniaturformat. «Wie haben wir das denn verdient?» war die Frage, die sie ihr stellten. Die Antwort von Janina Tessmer: «Sie haben mich nicht als Patientin mit einer Nummer behandelt, sondern als Mensch. Sie sind gut zu mir gewesen. Dafür will ich mich bedanken.»
Mit Herz und Respekt betreut
Gut fünf Wochen vorher war Janina Tessmer operiert worden. In der Folge eines Bauchnabelbruchs vorgenommene Untersuchungen im Spital Interlaken hatten ergeben, dass sich die Frau einem Eingriff unterziehen musste. Nach der Operation verbrachte Janina Tessmer vier Tage auf der Pflegestation – und erlebte den Spitalalltag um einiges anders, als sie ihn sich ausgemalt hatte.
Nach ihrer Operation verbrachte Janina Tessmer vier Tage auf der Pflegestation – und erlebte den Spitalalltag um einiges anders, als sie ihn sich ausgemalt hatte.
«Ich war noch nie zuvor als Patientin in einem Krankenhaus. Ich dachte, dort hat niemand wirklich Zeit und Herzlichkeit gibt es auch keine.» Skeptische Worte, getragen von einer ebensolchen Grundhaltung. «Aber das Personal war immer freundlich zu mir und hat sich fürsorglich um mich gekümmert,» zeigt sich Janina Tessmer noch Wochen danach beeindruckt. Und die Mitarbeitenden der Reinigung hätten täglich von neuem gefragt, ob sie nicht störten, bevor sie das Zimmer saubermachten, fügt sie lobend hinzu. Kurzum: Es war eine Betreuung mit Herz und Respekt, die Janina Tessmer zuteilgeworden war.
«Ich wollte den Leuten im Spital etwas geben, das von Herzen kommt.»
Zeichen der Wertschätzung
Diese Erinnerungen schwangen in ihr nach, als sie wieder zu Hause war und sich vom Eingriff erholte. Das Personal im Spital Interlaken hatte ein Zeichen der Wertschätzung verdient. Janina Tessmer griff zu den Nadeln und begann, bunte Hüttenfinken für Schlüsselanhänger zu stricken. 39 Paare trug sie bei sich, als sie fünf Wochen nach der Operation zur Nachkontrolle ins Spital ging. Neben den Pflegefachleuten erhielten die Teams der Reinigung, der Gastronomie, der Radiologie, der Anästhesie, der Intensivstation und des Operationssaals mehrere Schlüsselanhänger.
Janina Tessmers Geschenk kam nicht nur von Herzen, es traf dieses offenbar auch direkt. Die Beschenkten waren gerührt ab der lieben Geste.
«Nachdem die Leute im Spital Interlaken alle nett zu mir gewesen sind, habe ich ihnen etwas geben wollen, das von Herzen kommt.» Janina Tessmers Geschenk kam nicht nur von Herzen, es traf dieses offenbar auch direkt. «So etwas Süsses habe ich schon länger nicht mehr erhalten», meinte eine gerührte Pflegefachfrau, als sie den Schlüsselanhänger erstmals in den Händen hielt.
Zur Person
Janina Tessmer ist Modeberaterin in einem Sportgeschäft und wohnt in Wengen. Die gebürtige Deutsche sagt von sich, dass sie auch nach vielen Jahren in der Schweiz noch immer in das Land verliebt sei. Sie fotografiert gerne, ist oft mit ihrem Partner unterwegs und trifft sich regelmässig mit Freunden. Beim Stricken, so betont sie, könne sie abschalten und sich erholen.
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