Durchleuchtet von Kopf bis Fuss
Text: Spitäler fmi AG, Ersterscheinung im Gesundheitsmagazin Beo, Fotos: Sandro Hügli
Die moderne Medizin ist ohne bildgebende Verfahren nicht mehr vorstellbar. Radiologische Bilddokumente und Untersuchungsergebnisse erlauben heute teilweise dreidimensionale Einblicke in den Körper, die nicht nur faszinieren, sondern gemeinsam mit der Befragung von Patientinnen und Patienten, körperlichen Untersuchungen und einer Laborauswertung eine Diagnose oft erst ermöglichen. Sie zeigen eine Gefässerkrankung oder koronare Herzkrankheit, erlauben die rasche Beurteilung eines Hirnschlags, helfen bösartige Tumore oder Entzündungen frühzeitig zu entdecken, bilden Knochenfrakturen oder Gelenkabnutzungen ab – kurz: Alle krankhaften Veränderungen an Skelett, Gewebe, Organen und Gefässen können heute bildhaft dargestellt werden.
«Wir sind gewissermassen
Teil eines Detektivspiels.»
«Wir Radiologinnen und Radiologen sind gewissermassen Teil eines ‹Detektivspiels›, wenn wir gemeinsam mit anderen Fachpersonen erforschen, woran eine Patientin oder ein Patient leidet. Doch wir liefern nicht nur Bilder, wir interpretieren sie auch und ermöglichen es so den behandelnden Ärztinnen und Ärzten, grundlegende Entscheidungen für die Behandlung zu treffen», erklärt Dr. med. Tobias Hertle, Chefarzt Radiologie im Spital Interlaken.
Von der Diagnostik zur Therapie
Radiologinnen und Radiologen sind aber nicht immer nur diagnostisch, sondern oft auch therapeutisch tätig – in Zusammenarbeit mit anderen ärztlichen Disziplinen. Viele Eingriffe, die früher über einen offenen Zugang erfolgten, können heute dank radiologischen Verfahren minimalinvasiv durchgeführt werden. Die sogenannte interventionelle Radiologie etwa kommt bei Gefässerkrankungen zum Einsatz, wenn verengte Blutgefässe beispielsweise in den Beinen unter Bildgebung erweitert werden. Oder bei Gewebeentnahmen sowie bei Punktionen und Einlagen von Drainagen, wenn Flüssigkeitsansammlungen entfernt werden müssen.
Auch in der Schmerztherapie spielen bildgebende Verfahren eine wichtige Rolle: Schmerz- oder entzündungshemmende Wirkstoffe können punktgenau dorthin gespritzt werden, wo der Schmerz entstanden ist. Ebenso können bestimmte Tumore und Metastasen minimal und unter radiologischer Kontrolle entfernt werden.
Stetige Weiterentwicklung und Innovationen
Die Entwicklung in der Radiologie geht ständig weiter: Technische Innovationen im Bereich der Bildgebung und der Bildverarbeitung erlauben immer mehr und immer genauere, vor allem auch nicht invasive Diagnosen. Dies zeigt sich am Beispiel der koronaren Herzerkrankung. Bei dieser Krankheit ist der Blutfluss in den Herzkranzgefässen, den Koronararterien, vermindert; das Risiko für einen Herzinfarkt ist erhöht. Standard für die Diagnose dieser Herzerkrankung ist die minimalinvasiv durchgeführte Herzkatheteruntersuchung. Dabei wird ein feiner, biegsamer Kunststoffschlauch unter Röntgenkontrolle durch ein Blutgefäss bis zum Herzen vorgeschoben.
Falls nötig werden die Engstellen mithilfe kleiner, aufblasbarer Ballone und hauchdünner Gefässstützen, sogenannter Stents, gleich entfernt. Mittlerweile gibt es dank der stetigen Weiterentwicklung in der radiologischen Diagnostik eine Technik, die Herzkranzgefässe direkt, nichtinvasiv darzustellen und Verengungen und Verschlüsse aufzuzeigen. «Dies macht die Diagnostik für Patientinnen und Patienten weniger gefährlich und hilft, unnötige Interventionen zu vermeiden», sagt Tobias Hertle. Er ist stolz, dass «seine» Radiologie diese Untersuchung in Zusammenarbeit mit den Kardiologinnen und Kardiologen auch im Oberland anbieten kann.
Angebot rund um die Uhr
An der Spitäler fmi AG steht rund um die Uhr und an 365 Tagen pro Jahr die ganze Bandbreite der bildgebenden Verfahren zur Verfügung: konventionelles Röntgen, Durchleuchtung, Computertomografie, Sonografie und Magnetresonanztomografie. «Je nach Organ, Erkrankung und ärztlicher Fragestellung werden verschiedene Bildgebungstechniken eingesetzt», sagt Chefarzt Tobias Hertle und fährt fort: «Wir bieten in Interlaken und Frutigen praktisch alle Untersuchungen der erweiterten Grundversorgung an. Und Spezialuntersuchungen führen wir in Kooperation mit dem Universitätsspital Bern durch.»
Möglich ist dieses breite Angebot nicht zuletzt dank der Entwicklung von sogenannten Subspezialisationen in der Radiologie. «Als Radiologinnen und Radiologen sind wir mit derart vielen Fragestellungen konfrontiert, dass wir als Einzelperson nicht mehr alle medizinischen Fachgebiete abdecken können. Eine Weiterentwicklung und Spezialisierung ist darum notwendig. Nur so können wir uns das geforderte breite Wissen aneignen und unseren Patientinnen und Patienten sowie der Ärzteschaft qualifizierte Diagnosen liefern», betont Tobias Hertle.
Zahlenmässig am stärksten genutzt wird die muskuloskelettale Radiologie und die Notfallradiologie, da in beiden Spitälern viele Menschen nach Unfällen oder Schädigungen des Bewegungsapparats behandelt werden. Aber auch die neuroradiologischen Abklärungen steigen aufgrund der Nähe zur Memory Clinic an. Zudem wird auch die kardiale Bildgebung sowie die Mammografie zur Früherkennung von Brustkrebs laufend ausgebaut.
Radiologie – mit oder ohne Strahlen
Radiologische Untersuchungsverfahren lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: solche mit Röntgenstrahlen und solche ohne. Zur ersten Gruppe gehören das konventionelle Röntgen zur Abbildung des Skeletts, des Brustkorbs oder des Bauchraums, die Mammografie (Aufnahme der Brust), die Durchleuchtung (oft mit Kontrastmitteln) und die Computertomografie. Dieses Schnittbildverfahren kann für alle Körperregionen angewendet werden. Keine Röntgenstrahlen benötigen der Ultraschall und die Magnetresonanztomografie. Besonders detailreich können Weichteile abgebildet werden, etwa Binde-, Muskel- oder Nervengewebe, das Gehirn, Organe oder Drüsen, aber auch flüssigkeitsgefüllte Hohlräume wie zum Beispiel Herz und Blutgefässe.
Zur Person
Dr. med.Tobias Hertle ist Chefarzt Radiologie der Spitäler fmi AG. Er verfügt über eine mehr als 20-jährige klinisch-radiologische Erfahrung. In Ergänzung zu seiner Ausbildung, die sämtliche Teilbereiche der Radiologie umfasste, hat Hertle sein Fachwissen in der interventionellen Neuroradiologie mit Schwerpunkt Schlaganfallbehandlung und in der muskuloskelettalen Radiologie inklusive Arthrographie und Schmerztherapie vertieft.
Tobias Hertle und seine Partnerin sind Eltern eines Sohnes. Hertle ist technisch und sportlich interessiert und ein grosser Modelleisenbahnfan.
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